100 Jahre Radio. Meine persönliche Gratulation




Foto: Joachim Dresdner

Als Studiotechniker, Radiojournalist und viel länger als Hörer erlebte- bzw. gestaltete ich die 100-jährige Radiogeschichte ein wenig mit.

Das Radio von der Röhren- und Magnetbandzeit bis zu seinen Ausspielwegen im Internet und den files in privaten- und Sendespeichern. Vom Teamwork-(mit männlichen und weiblichen Aufnahmeleitern, Redakteuren Wort/Musik, professionellen Nachrichtensprechern, ersten Moderatoreninnen, Hörerpost und Kundendienst) bis zur Solistinnen/Solistenzeit.

Die stereofone Sendequalität der 1960er Jahre erreichen Smartphone mühelos. Theoretisch könnte jede/jeder mittels Handy Radio oder Podcasts produzieren und versenden. Tja, „es versendet sich…“ Was einst für nicht so gelungene Beiträge galt, das trifft heute für vieles zu, was sich Radio nennt. Nach seiner Aufmerksamkeitsspitze in den 1950er und 1960er Jahren ist es nun eher ein Begleiter im Hintergrund.

Mein erstes Radiomanuskript, geschrieben vor fast genau 50 Jahren. Der Sprecher, für dessen Sendung es bestimmt war, forderte mich auf, es laut vorzulesen. Der kurze Moderatorentext über die Berliner Halbinsel Alt-Stralau ließ sich vielleicht lesen, jedoch keinesfalls gestaltend sprechen. Ich lernte audio-Beiträge zwischen den (berüchtigten) 1.30 und 55 Minuten-Feature zu gestalten und mehrstündige Live-Sendungen zu moderieren.

Radio zieht mich magisch an. Es macht einfach Spaß zu hören: tagesrelevante, erkenntnisreiche, aufwendig recherchierte und produzierte Beiträge und die riesige musikalische Breite. Ich vermisse überraschende Kreativität, natürliche Heiterkeit, erfrischende Persönlichkeiten und außergewöhnliche Stimmen. Und es ist nicht nur Technik oder Redaktion: „Das Radio ist dem Hörer sein Freund“ Ohne Hörerinnen und Hörer gäbe es in all den 100 Jahren weder Radio noch Radiobegeisterung!

Joachim Dresdner am 24. Oktober 2023

Momentaufnahmen | 2023