Die Vorgeschichte von DT 64




Foto (privat): Junge Welle-Reporter Wolfhard Besser auf der Kinderradio-Sommertour 1963 „Brandschutz und Verkehrserziehung“ in Großpostwitz (bei Bautzen).

Mit der Installierung des Staatlichen Rundfunkkomitees der DDR 1952 bildeten sich in den einzelnen Programmen auch Jugendfunkredaktionen. Radio DDR (1956) richtete zunächst eine Kinderredaktion ein, die sich Kinderadio DDR nannte und aus zwei Gruppen bestand: Das Butzemannhaus mit täglichen Sendungen für Vorschulkinder und einem Kinderfunk für Schulkinder. 1959 kam eine Jugendfunkredaktion dazu, die aus der Sendegruppe „Nationale Verteidigung“ hervorging. Diese nun drei Teile bildeten eine Gesamtredaktion, die „Junge Welle von Radio DDR“. Die Leitung hatte der erfahrene und umtriebige Journalist Otto Bark, der mit vielen originellen Ideen die Redaktion, bestehend aus etwa 25 Redakteuren, redaktionellen Mitarbeitern und technischen Kräften, führte. Mit originellen Vorhaben erarbeitete sich die Redaktion von Anfang an einen guten Ruf. Zum Hauptprojekt gestaltete die Redaktion vom Dezember 1960 an einen „Abend der Jugend“, immer freitags von 18.00 – 20.40 Uhr (lediglich unterbrochen durch den Abendgruß für Kinder – den Sandmann – und Nachrichten sowie Tageskommentar). Den Abend der Jugend gestaltete die Redaktion im Wechsel als Studiosendung – entweder monothematisch oder als buntes Allerlei aus dem Jugendleben als Originalsendung aus einem Ort, Betrieb oder Jugendklubhaus; also Themen, die junge Leute interessierten bzw., die vom FDJ-Zentralrat gewünscht wurden und in die politische Landschaft passten.

Im Vorfeld für das zu Pfingsten 1964 von der FDJ geplanten „Deutschlandtreffen“ in Berlin entwickelte Otto Bark ein Sendekonzept für ein mehrtägiges 24-Stunden-Programm. Es sollte die jungen Leute, die nicht am Deutschlandtreffen teilnehmen konnten oder durften, über die vier Tage in Berlin informieren und unterhalten.

Dieses Vorhaben konnte die Redaktion „Junge Welle“ nicht allein bewältigen, so dass alle Jugendredaktionen des DDR-Rundfunks und viele Mitarbeiter von Radio DDR einbezogen wurden. Das viertägige Programm wurde aus einem Hörspiel-Studio im Block B gesendet. Fazit: Ein voller Erfolg. Gleich danach kam der Wunsch bei vielen Zuhörern auf, ständig ein ganz spezielles mehrstündiges Jugendprogramm empfanden zu können. Mit vielen tausenden Briefen an das Staatliche Rundfunkkomitee und an den FDJ-Zentralrat wurde diese Idee unterstrichen, so dass sich die DDR-Jugendorganisation an die Rundfunkleitung wandte, diesen Vorschlag wohlwollend zu prüfen. Was auch geschah. Zunächst erhielt die Leitung von Radio DDR das Angebot. Sie lehnte ab, weil schon andere Ideen zur weiteren Programmgestaltung von Radio DDR I im Schwange waren. Schließlich griff die Leitung des Berliner Rundfunks zu. Einen Monat nach dem Deutschlandtreffen begann DT 64 im Programm des Berliner Rundfunks zu senden; wochentags mehrere Stunden. Das war am 29. Juni 1964 (siehe auch Wikipedia) . Autor: Zeitzeuge Wolfhard Besser