Lisa Batiashvili zur Akustik des Saales 1




Lisa Batiashvili und Daniel Barenboim zusammen mit der Staatskapelle Berlin präsentieren 2016 eine unvergessliche Version von Tschaikowsky und Sibelius Violinkonzerten, zwei der beliebtesten, leidenschaftlichsten und anspruchsvollsten Stücke für Violine und Orchester auf CD. Auserkoren für die Einspielung selbiger wurde der große Aufnahmesaal eins im Haus B. In einer der Produktionspausen entstand dieses von Karina Kraft verschriftliche Interview mit Lisa Batiashvili:


I: Vor wenigen Minuten haben Sie noch mit dem Staatsorchester zu Berlin aufgenommen. Jetzt finden gerade die Umbauarbeiten im großen Sendesaal Eins für das diesjährige TOA-Festival Berlin statt.  Wie sind Ihre akustischen Eindrücke während der heutigen Aufnahmen im Saal Eins gewesen?

Lisa Batiashvili:  Ich habe ja diesen wunderbaren Aufnahmesaal hier in der Nalepastraße durch die Zusammenarbeit mit Herrn Maestro Barenboim und der Staatskapelle Berlin kennengelernt, und ich weiß auch, dass es sein Lieblingssaal ist, überhaupt um aufzunehmen und ich bin wirklich hin und weg. Ich bin so begeistert. Mir ist es noch nie passiert - obwohl ich in so vielen anderen guten Sälen schon aufnehmen durfte - ist es mir noch nie passiert, praktisch überhaupt keinen Soundcheck zu machen. D.h. wir haben uns hingestellt, schon bei der ersten Aufnahme, und dann haben wir gespielt und zugehört und der Ton war da. Und das liegt wirklich daran, dass dieser unglaubliche Saal die Qualität hat, auch genau die Resonanz und auch die Farbe zu geben, die man wirklich hören möchte. Es ist ein sehr natürlicher Klang, mit dem Raumgefühl, wo man eigentlich überhaupt nix mehr hinzufügen muss. Und dadurch stimmt auch die Balance zwischen dem Orchester und dem Solisten und natürlich ist es auch für uns ein unglaublicher Vorteil, weil wir uns dadurch sehr viel Zeit sparen und uns auf das Wesentliche konzentrieren können. Auf das Musik-Machen. Und für mich, natürlich, ich bin jemand, für den der Ton sehr, sehr wichtig ist. Also wenn ich eine Aufnahme einschalte und und auf Play drücke, für mich ist das Erste der Ton und wenn da der Ton stimmt, ist, stimmt für mich dann ein großer Teil. Und deshalb bin ich so glücklich und so froh, dass wir hier aufnehmen durften. 

I:  Die Atmosphäre des Raumes, können Sie die vielleicht beschreiben? Weil Sie hatten ja auch die Gelegenheit alleine, solo, hierin aufzunehmen. Die Magie oder der Geist des Raumes wird ganz häufig in Verbindung gebracht mit der Architektur von Franz Ehrlich, die ja sozusagen auch das Gebäude und die Säle determiniert. Also wie war die ganz intime Situation ihrer Aufnahme? 

Lisa Batiashvili:  Ich muss ganz ehrlich sagen, dadurch, dass der Raum ziemlich dunkel ist, und auch mit so sehr viel Holz, man schaltet sich ganz gut ab von dem Rest. Man konzentriert sich wirklich auf die Musik und man hört einfach diesen wunderbaren Klang, der zurück kommt. Und dann kann man sich eben fantastisch konzentrieren. Das ist natürlich das Schönste. 

I:  Eine Frage noch: Sie bekommen den Umbau gerade mit im Hintergrund; es passiert sehr viel momentan hier an dem Funkhaus. Wie empfinden Sie das, dass gleichzeitig quasi Events aber auch Aufnahmen gemacht werden? Lässt der Raum das zu? Begrüßen Sie das? 

Lisa Batiashvili:  Ich finde es schön natürlich, dass auch Leute aus anderen Branchen auch davon profitieren, aber ich hoffe trotzdem, dass dieser Saal auch eine Priorität für die Klassische Musik behalten wird, weil es ist etwas ganz Besonderes und wir haben natürlich nicht so viele so Säle, wo wir symphonische Werke, Opern, Konzerte und auch Kammermusik aufnehmen können und ich wünsche mir natürlich aus dem Herzen, dass das wirklich einer von den wichtigsten Sälen bleiben wird für die Klassische Musik. 

I:  Wir bedanken uns ganz herzlich.