Momentaufnahmen | 90er Jahre




Momente - multimedial dokumentiert und festgehalten in Zeiten, in denen es dann keine DDR-Rundfunkstation auf einem Gelände der Nalepastraße mehr gab.


Daniel Barenboim, der weltberühmte Dirigent und Pianist, nahm 1999 mit der Staatskapelle Berlin und dem Chor der Deutschen Staatsoper die neun Sinfonien Beethovens im Saal 1 des Funkhauses auf.

Eine Musikproduktion, die bis heute etwas ganz Besonderes bleibt. Sie beeindruckt nicht nur mit ihrer ausgezeichneten Qualität, sondern fängt darüber hinaus auch noch einen wichtigen historischen Moment ein: den Übergang ins 21. Jahrhundert und damit ins neue Jahrtausend.

Beethovens Musik illustriert auf eindrucksvolle Weise ihre anhaltende Relevanz in der heutigen Zeit. Gleichermaßen demonstriert sie, wie tiefgreifend Musik Menschen über die Grenzen verschiedener Zeitalter hinweg nach wie vor berühren und zusammenführen kann.

Diese CD-Kollektion, ein Ausdruck musikalischer Brillanz, ist wahrlich ein echter Schatz für Musikfans.

Und obwohl die Gesamtausgabe heute nur noch bedingt käuflich zu erwerben ist, bietet Spotify immerhin die Möglichkeit, in die Aufnahmen von 1999 hineinzuhören.



Im Januar 1998 wird im großen Aufnahmesaal 1 die Gesamtaufnahme von Wagners "Lohengrin" unter der Leitung von Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin aufgenommen und von Teldec veröffentlicht. Die Besetzung dieser Aufnahme umfasst namhafte Künstler wie Peter Seiffert in der Titelrolle, Emily Magee als Elsa, Falk Struckmann als Telramund, Deborah Polaski als Ortrud, René Pape als König Heinrich und Roman Trekel als Heerrufer.

Ingo Rößling stellt in einem Fundstück-Artikel seinerzeit heraus, dass es" Keine bessere Akustik auf der ganzen Welt für Lohengrin" gäbe. Eine Einschätzung, die auch von Musikprofis geteilt wird: Musikprofis zur Akustik im großen Saal 1

Wenn auch diese Gesamtausgabe käuflich nur bedingt noch zu erwerben ist, besteht immerhin die Möglichkeit, in die drei CDs bei Spotify reinzuhören. Im YouTube-Kanal von Daniel Barenboim ebenso.

Drei geteilte Abbildungen aus dem CD-Booklet zeigen Deborah Polaski, Martin Fouqué, Daniel Barenboim, Peter Seiffert in der Regie, den Chor der deutschen Staatsoper im Aufnahemsaal eins sowie Deborah Polaski und Falk Struckmann mit Blick hin zur "Orchesterwanne" im Saal eins im Jahr 1998:


1996 statten auch Gerhard Gundermann und Barbara Thalheim dem Funkhaus Nalepastraße einen Besuch ab.. U. a. auch den ehemaligen Sendekomplex E-T. Im YouTube-Video - siehe Sreenshotslink hin zum Video - ist u. a. eines der ehemaligen Sendestudios im Haus E-T zu sehen, bei dem die Technik längst ausgebaut ist. Siehe auch Dokumentation Funkstille.

Bei seinem Besuch damals im verwaisten Funkhaus nicht zu ahnen: Gerhard Gundermann stirbt 1998. Ein biografischer Musikfilm über den Liedermacher werden 20 Jahre später in den Kinos zu sehen sein: Filmtrailer zum Film "Gundermann"

IDie ehemalige DDR-Musikredakteurin Waltraud Tschirner und ihr damaliger Mann Joachim Tschirner widmen 1992 Gerhard Gundermann ein Porträt. Seinerzeit ausgestrahlt im MDR

Eigentumsverhältnisse auf dem ehemaligen Rundfunkgelände seit 1993


Geldkarte aus DDR-Zeiten

Blick ins Schallplatten bzw. Rundfunk-Bänderarchiv

Fahren Sie mit der Maus über die "verweissensitive" Bilder oben und unten mit den Blöcken A und B | Block E-R und "Sendeablauf" | Block E-T | © Elisabeth Heller


Sitz der Musikredaktionen von Radio DDR I und DDR II in der Baracke im Vordergrund

Alte Bandmaschine

Im Studio von "Radio aktuell" (einst Radio DDR) um 1990


Freundlicherweise von Helmut Kopetzky zur Verfügung gestellt: Manuskript des Features "Der andere Kanal" | 1993

1993 | Produktion und Ausstrahlung eines eindrucksvollen Features von SFB-Autor Helmut Kopetzky - NICHT in der Nalepastraße, aber über die Ereignisse dort rund um die Abwicklung des DDR-Rundfunks:

"Ich habe eine Sendung darüber gemacht, wie der DDR-Rundfunk im Nullkommanix aufgelöst wurde. Das Ende war vielleicht unvermeidbar, aber menschlich war das eine große Tragödie".

Zwei Auszüge aus dem Feature-Manuskript "Der andere Kanal" :

I

Frau Sch.: Da ist den Leuten überhaupt keine Chance gegeben worden. Sondern eigentlich sind sie gebrochen worden stärker als vorher. Aber eigentlich ist ihnen nicht nur das Rückgrat sondern auch noch das Genick mit gebrochen worden.

Frau Sch.: Zu DDR-Zeiten war's schon kafkaesk. Aber jetzt ist es kafkaesk hoch hundert.



Wagner TV: "Am 31.12.1991 um Mitternacht endete der Artikel 36 des Einigungsvertrages der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, der vorsah, das Funkhaus Berlin, wie auch das Fernsehgelände in Berlin-Adlershof mit seinen Programmen zu schließen, wenn es nicht gelänge einiges zu privatisieren oder in föderale Strukturen zu überführen. Danach sah es für das einst DDR-weite Jugendradio DT64 mit seinen 18 UKW-Frequenzen nicht aus.

Hier zu sehen der Jahreswechsel 1991/1992 festgehalten im Hi8-Video. Marion Brasch und Andreas Ulrich, das DT64-Moderatoren-Team jener Nacht, erinnern sich an die dramatische Zeit des Kampfs gegen die Abschaltung." Direkt YouTube


Jugendradio DT 64 - Kultsender in Ostdeutschland. Leider wird auch diese Station "abgewickelt". Umso interessanter der Premiere Station-Report aus dem Jahre 1991. Details bei Klick auf Sreenhots ...

"Jugendradio DT64 - Chronik einer angekündigten Abwicklung" von Rainer Hällfritzsch und Ulrike Hemberger | Screens zu vier geteilten YouTube-Veröffentlichungen von Kai Brathuhn:



Ergänzende Weblinks hin zum Video "DT64 | Ende offen" sowie zum Eintrag einer geteilten Momentaufnahme: Bowie besucht DT64




Ansehen auf YouTube

"Meine sehr verehrten Damen und Herren, sehen Sie nun in letztmaliger deutscher Erstaufführung das Filmepos «Hörspiel der Film». Frei nach der nicht erfundenen Situation des Funkhauses Berlin am Ende des 91er Jahres." ... so die außergewöhnliche Begrüßung einer 2021 hochgeladenen VHS-Produktion aus den Musik- und Hörspielstudios des Funkhauses Berlin Nalepastraße von Bernd Friebel.

Noch einmal gewähren Momentaufnahmen unterschiedlichste Einblicke in die Hörspielstudios H1 und H2 samt Geräuscharchiv, welches längst nicht mehr existiert. Ganz kurz zu sehen ist dabei sogar das "Subharchord". Erst Jahrzehnte später durfte ein Film über die unbekannte Geschichte dieses seltenen Instruments am 13. März 2022 eine TV-Premiere in Norwegen auf NRK2 haben: "The Subharchord - Eine Zukunft, die nie kam" von Ina Pillat, siehe auch ...

Ehemalige Mitarbeitende der "Kleinen Stadt in der Stadt", werden in diversen "Schwenks" noch einmal auch an ihre damaligen Arbeitsstätten erinnert, die entweder längst verschwunden oder nur noch als Ruinen existent sind.

30.09.1990 | SR 2 - Trouvailles: Der Tag X

Ein Fundstück aus dem SR-Archiv: Kurz vor dem formalen Beitritt der "DDR" zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 ließen der SR und "Radio aktuell" das knappe Jahr seit dem Fall der Mauer Revue passieren. Ein Beitrag aus der Sendung "Politik aus erster Hand", Moderation: Peter Keller und Alfred Eichhorn | Eine Gemeinschaftssendung von SR 4 und Radio aktuell | Ostberlin) - inkl. Anmoderation durch Wolfgang Korb


1. August 1990: Radio DDR I heißt ab sofort "RADIO Aktuell" und geht mit dieser Kennung auf Sendung.

Das 24-Stunden-Programm ohne Redaktionsschluss sendete rund um die Uhr stündlich, tagsüber alle 30 Minuten, Nachrichten, aktuell-politische Magazine und Journale mit Musik zu festen Zeiten. Zu empfangen war es seinerzeit in allen fünf neuen Bundesländern, darüber hinaus auch in Teilen Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Hessen und Bayern.

"RADIO aktuell" als überregionales Programm konzentrierte im Bunde mit den Landessendern seine Arbeit auf die Wiedergebung der Prozesse in allen ostdeutschen Bundesländern. Siehe auch Doku aus dem Privatarchiv von EH

Radio Berlin International“ stellt bereits am 2. Oktober 1990 als Sender des DDR-Rundfunks seine Sendungen ein. Nur einige wenige Mitarbeiter*innen werden von der Deutschen Welle übernommen. 1960 veröffentlichte die DEFA einen Kurzfilm über RBI, deren Metadaten samt einer 30 Sekundenvorschau auf dem Progress-Film-Portal abrufbar sind: PROGRESS | Online

Radio Berlin International am 2.10.1990 | Weblink zu YouTube || Jan Balzer zu Radio Berlin International


Nach einer 24-Stundenaufschaltung von RIAS 1 auf 12 DT64-Frequenzen wird am 08.09.1990 kurz vor 20 Uhr wieder das Signal von Jugendradio DT64 auf die Sender gegeben. Jörg Wagner veröffentlicht Jahre später zum Thema einen Beitrag: Der RIAS-Frequenzen wird rückgängig gemacht || Siehe auch: Mein DT64 | Erinnerungsblog




"Musikalische Luftfracht"-Moderator Peter Niedziella moderiert am 4. April 1990 erstmals zusammen mit Bernd Duszynski in Saarbrücken die dort beliebte Samstagabendsendung "Glücksrad" - ausgestrahlt von der Europawelle Saar. Details zur ersten West-Ost-Moderation 1990 beim SR1 ...

Radio DDR - später Radio Aktuell: "Musikalische Luftfracht" mit Moderator Peter Niedziella und Musikredakteur Karl Lorenz | Screenshot-Bildlink zu geteilten facebook-Einträgen, u. a. mit Aufnahmen der letzten "Musikalische Luftfracht"-Sendung, die erst 2011 ins Netz gestellt wurden | Bildautoren unbekannt. Einige der Fotos gewähren Einblicke in die ehemaligen Räumlichkeiten des inzwischen zerstörten "Blockes E-T" (siehe auch Aussensichten der "Blöcke E-R|T in der obigen Imagemap).


1991 | © Elisabeth Heller


Der ehemalige Toningenieur Peter Reichelt drehte in den letzten Tagen des DDR-Rundfunks einen knapp 24-minütigen unkommentierten, aber mit vielen Originaltönen versehenen Dokumentarfilm. Jahrzehnte später veröffentlicht er dieses außergewöhnliche Zeitdokument bei YouTube:

I

Funkhaus Berlin Nalepastraße in der Wendezeit 1990

Im Buch „Der Raum ist das Kleid der Musik“ von Gisela Herzog und Gerhard Steinke ist auf Seite 243 noch ein sehr interessanter Vermerk zu finden. Darin hatte Klaus Glawaty, vormals Mitarbeiter der Studiotechnik Rundfunk im Funkhaus Berlin, Presseveröffentlichungen im Zeitraum 1989 bis 1998 noch mal in einer kleinen Chronik unter der Überschrift „Das Ende des Rundfunks im Funkhaus Berlin, Nalepastraße" kurz zusammgefasst.

Die eigentliche Brisanz der damaligen von allen zu lesenden Meldungen ergibt sich durch deren Hintereinanderreihung, so Gerhard Steinke im Buch.

Zeitungsausschnitt aus dem Privatarchiv



Letzte Wünsche an die einstigen Mitarbeiter*innen aus der Chefredaktion* || RADIO aktuell verabschiedet sich von seinen Hörer*innen am 31.12.1991 | Privatmitschnitt:




Momentaufnahmen | 50er bis 90er Jahre





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