Überblick | DDR Rundfunkzentrum Nalepastraße




Zeitzeuge Wolfhard Besser, der bereits schon seit den 60ern des letzten Jahrhunderts als Rundfunkjournalist beim DDR-Rundfunk agierte sowie Zeitzeuge Matthias Thalheim, der von 1984-1990 in der Hörspielabteilung aktiv war, verweisen auf die noch bis heute stehenden mehrstöckigen Klinkerbauten hin, die zwar auch Teil des DDR-Rundfunkzentrums waren, aber sich seinerzeit schon AUßERHALB des offiziellen Rundfunkgeländes befanden. In ihrer Erinnerung befanden sich im Minolhaus I gegenüber vom Pförtnerhäuschen die HA Internationale Funkdramatik (Hörspiel, Hörspiele für Kinder, Feature- sowie die Abt. Unterhaltende Sendereihen). Das Minolhaus II, in dem u. a. auch das Notenarchiv untergebracht war, wird gegenwärtig - Stand 2023 - umgebaut. Im damaligen Notenarchiv wurde geliehenes Notenmaterial zwischengelagert. Die Bestände an eigenem Notenmaterial befanden sich im Archiv/Bunker im Hegemeisterweg. Der Hausanbau hin zum ehemaligen Kraftwerk Rummelsburg - das Minolhaus III - war Sitz der der Rundfunk-Verwaltung in unterschiedlichen Variationen - u. a. Gehaltsbüro, Kaderabteilung - anfangs nicht getrennt nach Sendern sowie weitere Verwaltungsressorts. Private Aufnahmen von Zeitzeug:innen | Gestern und Heute:





Zu aktuellen Zuständigkeiten vor Ort | Änderungen vorbehalten



Block A

Im Erdgeschoss waren das zentrale Musikarchiv und die Zentralkartei untergebracht sowie eine kleine Poststelle und Sparkasse. Wolfhard Besser erinnert sich noch an eine Art Pressearchiv in den unteren Stockwerken. Dort konnten sich Redakteure für Sendungen benötigte Literatur und Nachschlagewerke ausleihen. Ebenso befanden sich dort im Block A die Programmproduktion und Sendebetrieb vom Sender Stimme der DDR - "Deutschlandsender" (heute "Deutschlandfunk Kultur" im ehemaligen RIAS-Gebäude im Westteil der Stadt). Auch hatte dort der Auslanddienst Radio Berlin International bis zu seiner Abwicklung am 2. Oktober 1990 seinen Sitz.

Fast deckungsgleich sind die Aussagen von Ehemaligen, die sich an eine spezielle Abteilung in der zweiten Etage im Block A erinnern: an "Monitor-Abteilung", die als eine Art "Aufzeichnungszentrale" fungierte. Sie nahm wichtige politische Sendungen von RIAS, SFB und westlichen Fernsehsendern auf und protokollierte deren Inhalte schriftlich. Hinzu kamen Informationen von westlichen Nachrichtenagenturen. Diese Informationen umfassten stündliche Nachrichten, die auch die Hauptabteilung Nachrichten und die aktuellen Redaktionen der Sender per Fernschreiber erhielten – das so genannte "Schwarze Material". Die Inhalte wurden täglich in einem Bulletin zusammengefasst und dann an einige leitende Chefs des Funkhauses, besonders aber an das ZK der SED, Regierungsstellen und andere politische Institutionen weitergegeben.


2023er Ein- und Ausblicke Ehemaliger im entkernten 5. Stock

2023er Einblicke | BA-Parterre

Gestern und Heute | Eingangsbereich

2023er Einblicke Ehemaliger in den Pillensaal

ArtFunkhaus-Künstler:innen in den Etagen 2-4 bis 2016

Block A vom Haupteingang her gesehen ...

STAR 1

Sensitives Abbild mit mehreren weiterführenden Informationen gekennzeichnet durch Pfeile und Kreise: © Elisabeth Heller


Die Räume im Obergeschoss waren u. a. den diversen Redaktionen sowie der Leitung des Hauses vorbehalten, die nicht zuletzt im so genannten Pillensaal zu Versammlungen und Konferenzen einlud. Darunter befand sich auch die "HA I'" mit einem aus sechs Offizieren und einer Sekretärin bestehenden Team, dessen Hauptaufgabe es war, Informationen zu sammeln und die Freigabe von Sendungsbeiträgen zu militärischen und sicherheitsrelevanten Themen im DDR-Rundfunk zu erteilen.




Block B

Im Produktionskomplex B befanden sich u. a. das Geräuschearchiv, befinden sich bis heute die Säle 1-4 sowie die Hörspielkomplexe H1 und H2


Archivaufnahmen | Bundesarchiv: Horst Storm + Christian Schubert


Dieser einzigartige Studiokomplex war gedacht für die Musik- und künstlerischen Wortproduktionen. Sensitive Collage:


Hörspielkomplex | H1

Hörspielkomplex 2 | H2

Studio 4 | Saal 4

Studio 3 | Saal 3

Saal 2

Saal 1

Foyer


Aufnahmestudios in H1 im Hörspiel-Part des Produktionskomplexes B | Sensitive Collage:


Überblicksskizze über alle Studios von H1

PDF mit detailliertem Überblick aller H1-Studios

DDR Retro | Demonstration verschiedener Möglichkeiten von Geräuscherzeugungen für Hörspielproduktionen - wohlbemerkt im Hörspielstudio H1 im Funkhaus Nalepastraße, NICHT in Adlershof ...

Verweis auf den Verbleib von Produktionen - erstellt in den Studios des DDR-Rundfunks - samt einer Geräuschsammlung im DRA: DDR-Hörfunkbestand u. a. m. ...


2023er Einblicke Ehemaliger in B

Sensitives Abbild - Block B | Fotos: © Elisabeth Heller

Zeitzeuge Gerhard Steinke 2017:
"Es ist der größte zusammenhängende Komplex von Aufnahmestudios höchster Qualität (speziell seinerzeit für Rundfunk und Schallplatte) in Europa, darunter der größte und von vielen bedeutenden Künstlern und Orchestern weltweit als akustisch bester Saal eingeschätzte Aufnahmeraum eins." | Musikprofis über Saal 1

Ausführliche Dokumentationen zum gesamten Produktionskomplex finden Sie im Buch "Der Raum ist das Kleid der Musik".





Block C

Im ebenfalls sehr kompakten Block C waren die sozialen und kulturellen Einrichtungen untergebracht.

Dazu gehörten u.a.:
1. im Erdgeschoss der Küchentrakt, Speisesaal bzw. Kantine, Milchbar | 2. im Obergeschoss Buchhandlung, Kultursaal (Saal5), Friseur


Wechselbanner mit Aufnahmen aus den Jahren 2016 und 2023 | © Elisabeth Heller


Block D

Im Erdgeschoss hatten sich der Kraftfahrpark und die mobile Übertragungstechnik angesiedelt. Daneben befand sich eine HO-Lebensmittel-Verkaufsstelle. In der ersten 1. Etage hatten ihren Sitz die Kulturredaktion von Radio DDR und Hörspiel-Regisseure. Am Aufgang befand sich die Redaktion von Prof. Kaul und von Dr. Udo Krause - später dann zogen dort Mitarbeitende von RBI ein. In der zweiten Etage hatten sich das Kinderradio - spätere „Junge Welle“ sowie der Militärpolitische Kommentator Dr. Egbert von Frankenberg, die Kirchenredaktion unter Pastor Steltzner und später Ernst Goltzsch niedergelassen. Bis 1965 befand sich dort auch die Unterhaltung Radio DDR - im Obergeschoss mehrere Räumlichkeiten der Betriebspoliklinik.


Oben: Blick auf Block D und Block C mit Milchbar im Erdgeschoss | Unten: Innensichten der Shedhalle - Stand 2022 | Fotos: © Elisabeth Heller

Die heutige "Shedhalle'", die sich aus mehreren entkernten Teilen des ursprünglichen D-Blocks ( Bauzeit 1952 - 1955 ) zusammensetzt, bildet mittlerweile einen völlig neuen Gebäudekomplex. Einige Stockwerke wurden teilweise beibehalten und durch den Einbau von Stahlkonstruktionen zusätzlich noch verstärkt. Was der heute genutzten Veranstaltungshalle - gedacht für Großveranstaltungen unterschiedlichster Art - ein charakteristisches Aussehen mit mehreren Ebenen oder Rängen verleiht.

Gemälde von Oliver-Reymond Reiland : Hofansicht zwischen Blöcken C und D und Sheddachhalle | 2018


Block E-T

Dieser inzwischen zwar noch sichtbare, aber seit Jahrzehnten nicht mehr genutzte, dem Verfall preis gegebene Technikkomplex* beinhaltete alle Räumlichkeiten, die für die Programmproduktion und dem Sendebetrieb* folgender Sender unerlässlich waren:

1. Berliner Rundfunk, der sich nach der Wende privatisierte | Anmerkung
2. Radio DDR I - nach dem Mauerfall 1990 umbenannt in Radio Aktuell | abgewickelt am 31.12.1991
3. Radio DDR II (abgewickelt 15.06.1990)
4. Jugendradio DT64 || Die Vorgeschichte von DT 64

Auszüge aus einer Rundfunk- und Fernsehzeitung von 1986

Nach der Abwicklung:
1. Rockradio Brandenburg "Fritz"
2. Radio Brandenburg

Siehe auch weitere Anmerkungen zu Block E-T | Filmdokumentation | DT64 - Rock'n Roll und FDJ


Block E-R

Dieses Haus wurde Anfang der 60er Jahre gebaut, weil weitere Sende- und Produktionsräume benötigt wurden - damals hauptsächlich von RBI (Radio Berlin International). Letztendlich aber stand dieser Neubaublock dann nur noch den nationalen Sendern zur Verfügung. U. a. im Erdgeschoss mit Studiotechnik Rundfunk und zwei Produktionsräumen. Darüber im ersten Stock agierte die Leitung von Radio DDR und die Hauptabteilung Nachrichten. Im zweiten Stock hatten sich die Redaktionen Radio DDR I + II, im dritten Stock die Redaktion des Berliner Rundfunks und im vierten Stock die  Redaktion von DT 64 sowie die Hauptabteilung Außenpolitik eingerichtet. Die im Block A und D dadurch frei gewordenen Räume nutzen dort fortan RBI und DS (u. a. auch  „Hallo“ - das Jugendprogramm von DS/Stimme der DDR).


Blöcke E-R und E-T in unterschiedlichen Zeiten: | Fotos im Wechselbanner zum Vergrößern durch Anklicken: © Elisabeth Heller und 70er Jahre - Fotorechtangabe im Bild | The Next Episode: Funkytown

Der ehemalige Toningenieur Peter Reichelt drehte in den letzten Tagen des DDR-Rundfunks einen knapp 24-minütigen unkommentierten, aber mit vielen Originaltönen versehenen Dokumentarfilm. | Jahrzehnte später veröffentlicht bei YouTube: Funkhaus Berlin Nalepastraße in der Wendezeit 1990

Aus Befragungen erfuhr Zeitzeuge Wolhard Besser auch erst später, dass sich ein "Kellerstudio" unter dem Block E befand. Dort, wo es schon immer für alle sichtbar, eine nicht bezeichnete Stahltür gab, die demnach ins Ersatzstudio führte. Eines, welches nur für den Katastrophenfall gedacht war, um anfänglich die Rundfunkversorgung sicher zu stellen. Für den Kriegsfall war ein Studio in den Rauenschen Bergen eingerichtet worden. Dort hätte sich auch der Stab der NVA befunden: im so genannten "Fuchsbau", den schon die Wehrmacht errichtet hatte. Nach der Wende soll wohl Bundespräsident Weizäcker diese Kommando-Zentrale besichtigt haben.
Ebenfalls unter dem Block E befanden sich die "Sockel-Klause" und "Versorgungsgang" mit Material-Ausgabe u. ä..

AnschauTipp: "Am Ende des Regenbogens: BLOCK E" (WagnerTV)




Block F

In diesem Haus befand sich - so die Erinnerungen von Zeitzeug:innen - die Betriebsfeuerwehr bzw. "Feuerwache" und der Betriebsschutz.

I

Private Aufnahme eines Zeitzeugen




Block G

Laut subjektiver Erinnerungen von Zeitzeug:innen hatten im "Neubau" der 80er Jahre und der sich davor befindlichen Baracke - bereits in den 70ern errichtet - u. a. die Redaktionen des Kinderradios, der Unterhaltung vom Berliner Rundfunk und Radio DDR, die Sportredaktion, die Produktionsabteilungen Musik, die Verwaltung der Studiotechnik Rundfunk, die Hauptabteilung Kader | Bildung, die Abteilung Internationale Verbindungen mit Reisestelle sowie die "Hörerpost" ihren Sitz. Ebenso die Rechtsabteilung des Rundfunks - anfangs geleitet von Prof. Karl-Friedrich Kaul und in der folge von Dr. Udo Krause.

Nach der Abwicklung 1991 wurden im Block G nur noch wenige Etagen als Redaktionsräume für Rockradio Brandenburg "Fritz" und Radio Brandenburg genutzt. U. a. mit der Kulturwelle Radio Brandenburg mit Chefredakteur Christoph Singelnstein, der Redaktion Zeitfunk mit Manfred Füger, dem Beauftragte von West-ARD-Anstalten, der den ORB in der "neuen Radioarbeit" unterstützen sollte. Die jeweils aktuell arbeitende Redaktionen hatten ihren Sitz im Anbau des E-Blocks, in dem sich auch das zweite Musikarchiv befand. Zuvor war dieser Großraum mit Sekretariat der Arbeitsraum von Radio DDR-Zeitgeschehen, Magazin am Nachmittag /Aktuelle Politik am Wochenende, Redaktions- und CvD-Raum." Ihre Sendestudios befanden sich nach wie vor in E-T. Dort vermutlich in K11 oder K9.


2016 | Blick auf den Block G - ein MLK- Typenbau namens „Leipzig und Baracke - Typ „Berlin | DFG-SPP 2255-Teilprojekt Stahl- und Metalleichtbau der DDR (Info: Volker Mende M.A., TU Bergakademie Freiberg) Foto: © Elisabeth Heller


Baracken

Zwei Baracken direkt neben dem Haupthaus A waren für begrenzte Zeit das Zuhause der Musikredaktionen des Senders Radio DDR I und DDR II. Integriert war in diesem Bereich ein beliebter Buchladen.


Wechselbanner | Anno 1991 | 20003 | Fotos: © Elisabeth Heller und ein Foto von unbekanntem Zeitzeugen


Die bis dort angesiedelten Musikredaktionen zogen daraufhin in Baracken zwischen den Blöcken A, F und E (gegen Ende dann in die Räume des E-Blocks). In einer dieser Baracken befand sich auch ein Buchladen.


Blick zum Eingang || L. i. B.: Block A | Aus- und Umbauzeiten in einem Gemälde von Oliver-Reymond Reiland von 2019 + R. i. B.: längst verschwundene Reste der Rundfunkakademie-Baracken um 2003 | Foto: © Elisabeth Heller


In Baracken hinter dem Block F waren nach der Wende - wenn die Erinnerung nicht täuscht - teils Redaktionen von DT64 untergebracht. Ebenso aber auch Räume für Physiotherapie und Verwaltungen. In der Baracke am Zaun zur Rummelsburger Landstraße befand sich ein Büro und Lager der Wäsche-Ausgabe sowie die Redaktion der Publikation „Rundfunkgeschichte".


Am Roten Weg stand auch eine Art Winkelbaracke, in der die Betriebsakademie und der Unterhaltung des Berliner Rundfunks agierten. Die anschließende, durch einen Weg  (Zugang zur Abt. Sicherheit) getrennte kleine zweite Baracke war die Poststelle.


2010: Reste der einstigen Rundfunkakademie aus verschiedenen Perspektiven | Fotos: © Elisabeth Heller || Beispiel: Qualifizierungsnachweise


Wolfhard Bessers Erinnerungen zum so genannten „Roten Weg“ oder auch "Werner Lamberz-Weg" genannt: Werner Lamberz war Mitglied es Politbüros und als solcher für Rundfunk u. TV verantwortlich. Zu einem Besuch in der Nalepastraße wurde der damals nicht sehr ansehnliche Weg extra mit rotem Belag versehen. Der Volksmund ist erfinderisch.

Fotos: Eingangsfotos mit aktuellen Stand 2022 wurden freundlicherweise von Matthias Thalheim zur Verfügung gestellt | Sonstige Fotos: Elisabeth Heller - aufgenommen 2010 und 2015 | ein Collagenfoto Christian Henke | historische Fotos entstanden kurz vor und nach der Rundfunkabwicklung ||| Wie die Gebäudeblöcke A bis D, die bis heute zu den denkmalgeschützten Bereich gehören, noch VOR dem neuen Besitzer beworben wurden, erfahren Sie unter: "Alte Prospekte" ||| Wie derzeit insbesondere die Blöcke A und C von den neuen Mietern genutzt werden, wird u. a. auch nachvollziehbar beim Besuch der Partner-Site ArtFunkhaus. Grundsätzlich aber erfahren Sie im wachsenden Maße auf der offiziellen Website des neuen Investors Uwe Fabich jeweils Aktuelles sowie Fotomaterial.